Die Karriere als Controller hat einige Optionen dazu gewonnen, zumindest erfährt die Arbeit über periodengerechte Abgrenzung, Kalkulation und Umlage hinaus eine Aufwertung. Predictive Forecasting sticht heraus und widerspricht dem Begriff Budgetierung namentlich wie inhaltlich. Sind wir in deutschen Landen traditionell Technik lastig bis gläubig, so ist die Planung auf dem Tisch des CFO primär ein politisches Instrument und kein Algorithmus. Als rollierender Forecast treffen sich beide und die strategische Ausrichtung wird mit dem Daily Business verbunden.

hintergrund

Das klassische Budget gibt das Folgejahr vor und vergleicht das aufgelaufene Ist. Besonders börsennotierte Unternehmen planen dazu unterjährig quartalsweise bis monatlich, indem Sie den Planwert per Forecast anpassen. Die nächste Planung startet bis zu sechs Monate vor dem Fiskaljahr und so überlappen sich der Zyklus für das laufende und der Zyklus für die folgenden Jahre. Dabei ist nichts so alt wie der Plan von gestern. Es zählen die kommenden Ergebnisse der Fiskaljahre. Ein rollierender Forecast greift diese starre Budgetierung an. Der neue Imperativ der Bewegung führt über Zeitraum, Prozess und Organisation zu besseren Entscheidungen.

Der Zeitraum

Der rollierende Forecast-Zeitraum akzeptiert stetige Aktualisierungen und konsolidiert diese zu einem monatlichen Stichtag. Die Aktualisierung ist kurz, knackig und kontinuierlich am Tagesgeschäft ausgerichtet. Die herkömmliche Budgetierung mit seinen überlappenden Prozessen wird in einem Prozess zusammengeführt, immer auf dem aktuellen Ist aufsetzend und nicht einen Zeitraum planend, der erst in 4 Monaten beginnt. Der rollierende Forecast sollte bis zu 6 Quartale, maximal bis zum folgenden Jahresende in die Zukunft schauen.

Der Prozess

Der Planungs-Prozess verbindet mit seiner Frequenz operative Performance und strategische Ausrichtung. Gut aufgesetzt und durchgeführt werden die strategischen Maßnahmen und deren Wirkung genauso abgebildet, wie die schnellere Reaktionsfähigkeit auf sich ändernde Geschäftsbedingungen. Der Prozess wird komplementiert durch den Investitions-Prozess. Dessen Entscheidungen sind durchaus weitreichender und besser vorzubereiten als eine Entscheidung im Tagesgeschäft. Das Ergebnis und weitere vertraglich bestehende Inhalte sind automatisiert fortzuschreiben. Die Abschreibung einer angeschafften Maschine steht fest, die Forecast Logik berücksichtigt das automatisch sobald die Maschine angeschafft, bzw. die Anschaffung geplant ist.

Die Organisation

[bctt tweet=“Organisatorisch ist der rollierende Forecast so wertvoll, weil er das mittlere Management beschreibt.“ via=“no“]

Diese Köpfe verbinden Strategie und operatives Tagesgeschäft. Daran ist das Instrument zu messen. Liefert der rollierende Forecast die benötigten finanziellen und qualitativen Performance Kennzahlen, entfallen aufwändige Nebenrechnungen. Die FP&A Abteilung hat die notwendigen Treiber und Eingaben der Entscheider vor Ort nachzuvollziehen und anzubieten. Das bedeutet bspw. fabrikseitig eine Planung der Einheiten an Stelle der mit den Erzeugnissen erzielbaren Umsätze. Die Frage der Integration und bidirektionalen Versorgung leitet sich direkt aus den Treibern ab. Treiber „vertreiben“ Planungsaufwand und reduzieren die Diskussion auf das Wesentliche. Spot on. Treibt bspw. das Personal den Umsatz, ist mit einer Planung auf Ebene der Mitarbeiter ein Großteil der Gross Margin geplant. Die Kosten sind bis auf einen Bonusanteil und ggf. weitere Incentives wie Schulungen etc. fix, der Umsatz variiert bis zu einer maximalen Auslastung und die Frage nach Recruitment Kosten, Einarbeitungsphase, Rente, Krankheit, Ausfall drängen sich auf. Die Planung fokussiert sich auf den Vertags-Anfang und das –Ende, besonders wenn das Gehaltsgefüge automatisch fortgeschrieben und der Umsatzes mit den Preisen und der Auslastung verprobt wird.

Akzeptiert das Management einen rollierenden Forecast, behält das Budget seine Steuerungswirkung und rückt näher an das Business – also den gelebten Unternehmensalltag. Das bedeutet im Umkehrschluss, „die großen Sprünge“  werden abnehmen. Motivierende und politische Ziele – Jim Collins nannte sie große, haarige Ziele mit Außenwirkung – liegen oft hinter dem Horizont der sichtbaren Realität und sind stets sehr Risiko behaftet.  Der alljährliche Wahlkampf um Einfluss weicht die dauerhafte Realpolitik.

pic_blog_voraussetzungen rollierender forecast