„Superforecasting“ – meine Lektüre zu Weihnachten
Im Silicon Valley steht Princeton für das technisch-unternehmerische und die University of California, Berkeley für die humanistische Seite dieser Tech-Region. Das Buch Superforecasting von Philip Tetlock blickt aus der Berkeley Perspektive auf die Vorhersagbarkeit der Zukunft. Ein erfrischendes Buch, mit Wirkung für jede Organisation.
Kernaussage: Gutes Forecasting ist erlernbar, dafür müssen Forecasts bewertet werden. So haben 2.800 freiwillige Forecaster die CIA Analysten um Längen geschlagen.
Das von der IARPA, der Intelligence Advanced Research Projects Agency, finanzierte Projekt, soll Entwicklungen der nahen Zukunft besser vorweg nehmen helfen. In den Ergebnissen der sehr fundierten Studie liegt ein immenser Wert für jedes Unternehmen und seine FP&A Abteilung. Einige Auszüge.
Edward Lorenz, Vater des Schmetterlingseffekts und Mitbegründer der Chaostheorie hat aufgezeigt, dass die Zukunft nicht Ergebnis eines Uhrwerks aus Ursache und Wirkung ist. Das massenhafte Mehr an Wissen und Rechenleistung in der heutigen Wissenschaft hat zu weniger sicheren Vorhersagen geführt. Ein Grund für „emergent Strategies“ und stetig aktualisierbare Forecasts und gegen die jährliche Strategie-Runden.
Umso wichtiger ist es dem Autor, klare Ziele und Treiber dorthin festzulegen und diese Ziele auch nachzuvollziehen. Ein Individuum, wie eine Organisation, lernt durch Feedback Schleifen. Viele Forecasts wie „Wahrscheinlichkeit eines maritimen Zwischenfalls zwischen Nord- und Südkorea in den nächsten drei Monaten“ können per Brier Skala bewertet werden. Tetlock’s Superforecaster haben über Jahre einen exzellenten Wert auf dieser Skala erreicht. Der Forecast eines Unternehmens ist folglich nicht gleichzusetzen mit den eher Szenario getriebenen Superforecastern. Die Forecast Lektionen sind mehr Grundlage besserer Treiber und bieten damit sicherere Umsatz-, Rentabilitäts-, etc.-Prognosen.
Je exponierter der Experte ist, desto schlechter sollen seine Vorhersagen sein. Einfache Aussagen und ein konsistentes Weltbild seien einfacher zu vermitteln und daher einfacher in der Medienlandschaft zu platzieren, als mit Unsicherheit behaftete differenzierte Betrachtungen. Ein gesamtes Kapitel verwendet der Autor auf die Rolle des CEO als exponierte Gallionsfigur des Unternehmens und wie diesem bessere Forecasts nutzen. Ein starkes Argument für den strategisch arbeitenden CFO.
Superforecaster benötigen kein tiefes Domänenwissen für eine treffende Prognose. Je weniger Ego in einer Prognose steckt, desto eher ist die treffend. Das ist eine der zehn Leitsätze:
- Wähle würdige Fragen, die durch Arbeit beantwortbar sind. Die nächste Kanzlerschaft ist prognostizierbar, die übernächste nicht.
- Teile und herrsche durch die Vorhersage von Teilproblemen. Dabei ist auf die Fragestellung abzuzielen.
- Balanciere interne und externe Sicht und starte immer mit der externen.
- Balanciere Unter- und Überreaktionen auf neue Fakten, kleine und stetige Veränderungen in der Prognose schlagen dabei große Umschwünge
- Betrachte beide Seiten: Argumente und Gegenargumente sind dabei schwer zu einer Synthese – Tetlock nennt das komplexe Geflecht den „Libellen-Blick“ – zusammen zu führen
- Zweifel sind angemessen, aber die Anzahl ist mit Maß zu wählen
- Balanciere Vorsicht und Entscheidungsfreude, falscher Alarm und „Misses“ sind kreativ zu vermeiden
- Suche Fehler in deinen Prognosen ohne verzerrt in den Rückspiegel zu schauen
- Kommunikation, Diskussion und Unterstützung einer Gruppe verbessern die Prognosefähigkeit jedes Einzelnen
- Balanciere widersprechende Fehler durch Erfahrung
- Lasse dich nicht von Leitsätzen leiten
Eine Rezension über das Buch bei der SZ.
Das Good Judgement Project von P. Tetlock besitzt ein Trademark. Sowohl Princeton als auch Berkeley sind eben doch Teil des Silicon Valley.
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